deshalb so benannt, weil diese kleinen arbeiten "nebenher" entstehen, zum beispiel während eines telefongesprächs.
„....telefoniere ich lange, so greife ich unwillkürlich zum stift und beginne unabhängig vom gespräch und nebenher auf irgendeine, gerade in der nähe liegende papierunterlage in einer gewissen selbstvergessenheit zu zeichnen, wobei ein begriff, ein wort was gesagt wurde, mich beim zeichnen inspirieren kann...“
zehn überarbeitete postkarten, ca. 14 x 10,5 cm. zehn überarbeitete geschäftsbriefumschläge, ca. 21 x 11 cm.
postkarten: „....auch auf meinen reisen verspüre ich das bedürfnis zu zeichnen. als material reichen mir kugelschreiber, feines schmirgelpapier und postkarten, die ich mir am nächsten kiosk besorge. im hotelzimmer rücke ich den tisch ans fenster und verändere lustvoll die oberflächen der postkarten, bis etwas völlig neues, etwas ganz anderes aus den kärtchen geworden ist. später habe ich diese technik in meinem atelier dann weiter entwickelt, wie z.b. durch überklebungen...“
geschäftsbriefumschläge: „... die adressfenster in den geschäftsbriefumschlägen erinnern mich an die türchen der adventskalender meiner kindheit. ich begann mit den umschlägen zu spielen und zu arbeiten, indem ich sie überzeichnete und die briefmarken, das logo, die stempel etc. in das überzeichnen mit einbezog. material wie z.b. glanzbilder, illustriertenfotos oder eigene kl. kritzeleien schob ich dann unter das adressfenster, bis sich alles zu einem poetischen bildganzen fügte und so aus dem wegwerfumschlag etwas anderes, eigenes und neues wurde...“
kleinformatige zeichnungen, hauptsächlich kugelschreiber auf papier, ca. 29 x 22 cm.
„....auf meinen reisen durch marokko und tunesien habe ich immer wieder papiere vom boden aufgelesen: zerrissene spielkarten, seiten aus schulheften, zigarettenschachteln und dergleichen mehr. später klebte ich die fundsstücke in ein skizzenbuch, integrierte diese in meine zeichnungen, bis sie teile von ihnen wurden und so bildtagebücher entstanden. dieses vorgehen übernahm und übernehme ich beim herstellen der „kleinen arbeiten“, in denen intensives zeichnen, linien und schraffuren mit eingefügten quittungen, bons, kassenzettel, fahrkarten usw. zu einem bild verschmolzen werden. eine art collagetechnik, die mit zeichnung kombiniert wird. profane alltagsdokumente werden so oft überarbeitet, an- und abgerissen, bis sie ihrer sterilität beraubt, sich mit der zeichnung und dem untergrund zu neuen bildereignissen vereinen.
12 arbeiten aus der serie "schmutzige aquarelle" (2011/2015) ca. 31,5 x 23 x 5 cm.
„.... ich „zeichne“ mit dem pinsel, „übermale“ mit kreiden und deckfarben, wische alles wieder weg, z.b. mit dem haushaltsschwamm, halte das blatt unter den wasserstrahl, übermale erneut, zeichne hinein, radiere und wiederhole das so lange, bis ein zustand erreicht ist, der meinem bildbedürfnis entspricht. damit belasse ich alle spuren des arbeitsprozesses, die sich auf der oberfläche als eine art „schmutzfilm“ eingegraben haben...“
alle arbeiten: acrylfarbe, graphitstift und kreide auf karton, ca. 200 x 150 cm.
„....an meiner arbeitswand befinden sich fast immer 3 hochformatige, ca. 200 x 150 cm weiße kartons nebeneinander. mein material: ein eimer mit wasser, pinsel, schwämme, acrylfarben und viele kreiden. die dreiteilung lässt mich manchmal an die klappaltäre in alten kirchen und an die hl. dreifaltigkeit denken. erinnerungen an meine gläubigkeit als katholisches kind. ich arbeite an allen 3 bildern gleichzeitig. komme ich auf einer fläche nicht weiter, wechsele ich zu einer anderen. jedes bild ist eigenständig und nicht teil eines tryptichons. die wenigen, einfachen arbeitsmaterialien entsprechen meinem bedürfnis nach überschaubarkeit und reduzierung auf das notwendige. auf diesen kartons verhandele ich meine themen und verwandele sie in bilder, mit denen ich das hervorbringe und anschaubar mache, was mich bewusst oder unbewusst beschäftigt. es entstehen visionen, bzw. zweidimensionale ereignisse als visuelle angebote für die augen der betrachter. meine mir selbst gestellte aufgabe: die bilder so zu gestalten, dass sie die kraft besitzen, den betrachter zu verführen, sich mit dem dargestellten auf der ebene des empfindens und erlebens auseinander zu setzen...“
fünf beispiele aus der phase des sogenannten kritischen realismus.
„....dieser war in der mitte der 80er jahre ausformuliert. ich suchte nach neuen ausdrucksmöglichkeiten, die meinem veränderten lebensgefühl und bewusstsein entsprachen. die farbe als eigenständiges element zog in meine arbeiten ein, meine themen und bildinhalte wandelten sich, die mein weiter entwickeltes menschen- und weltbild spiegelten. zwar assoziieren kunstkenner mit meinem namen noch immer den kritischen realismus, da ich als künstler als einer seiner repräsentanten gelte. dieser realismus ist ein wesentlicher teil meiner geschichte als bildermacher, mit dem ich seiner zeit einen gewissen bekanntheitsgrad erlangte. doch verspürte und verspüre ich kein bedürfnis mehr, diese erwartungshaltung zu „bedienen“. hinzu kamen ein langsamer rückzug aus dem kunstbetrieb, anfang der 90er jahre der beginn meiner lehrtätigkeit in mainz, mein vagabundieren durch marokko und last not least, die arbeit in meinem berliner atelier. ein befreundeter kunsthistoriker bezeichnete kürzlich meine aktuellen werke als bilder aus dem schattenreich, womit ich einverstanden bin. inzwischen lebe ich zurückgezogen in meinem berliner atelier auf meine arbeit konzentriert und bislang außerhalb des kunstmarktes, beziehungsweise kunstbetriebes...“